St. Rochuskapelle am Rainberg

St. Rochus - Pestkapelle

Sie dürfte um etwa 1470 erbaut worden sein. Im Jahre 1978 erfolgte eine umfassende Restauration. Am 16. September 1979 wurde die Kapelle neu eingeweiht.


Die St. Rochuskapelle am Rainberg
Der liebliche, im saftigen Grün prangende Rainberg, eine Stufe zur Rheintalkanzel, wie Übersaxen wegen seiner Lage genannt wird, ist im Besitze des größten Kleinods des Gemeinwesens Übersaxen, der St. Rochuskapelle. Eine so anmutiges Erdenfleckchen muss wohl den schwäbischen Dichter zu seinem Lied „Droben stehet die Kapelle, schauet still ins Tal hinab“ inspiriert haben.
Ein Chronist führt die Entstehung der Kapelle auf ein Verlöbnis zurück, das die Bevölkerung beim schrecklichen Wüten der Pest um die Wende des 15. Jahrhunderts ablegte. Sie dürfte um etwa 1470 erbaut worden sein.
Mehrmals ist von einer Wiederinstandsetzung die Rede. Verbürgt ist das Jahr 1607, in dem die Herren von Altmannshausen, Hubmeister zu Feldkirch, den Pestaltar stifteten. In einem lateinischen Zweizeiler über dem Altarmittelbild wird der Hl. Rochus angerufen: „St. Rochus, vertreibe die Keime der schrecklichen Seuchen, jage ins Pfefferland rasch die verderbende Pest.“ Der Aufsatz enthält die Jahreszahl 1607 und das Wappen der Altmannshausen.
Ob die Kapelle, deren Charakteristik in Dr. Ulmers Kirchenbuch mit „Einheitlicher Raum mit 3 Achteckseiten, dreiseitig gebrochene Holzdecke mit Felderteilung durch aufgelegte Leisten“, beschrieben wurde, trotz oftmaliger Instandsetzung in der derzeitigen Gestalt errichtet wurde, geht aus Quellen nicht hervor.
Nach der gleichen Quelle soll der kleine quadratische Dachreiter mit achteckigem Spitzhelm im 17. Jh. Aufgesetzt worden sein. Aus einem aus der Rochuskapelle stammenden Tragaltar aus schwarzem Schiefer mit Inschrift ist zu entnehmen, dass Bischof Dyonisius am 14. Mai 1780 den Altarstein weihte; mit Sicherheit kann daraus auf Instandsetzung der Kapelle geschlossen werden.

Im neuen Glanze erstrahlt das Kirchlein nach der im Jahre 1978  begonnenen und wohl umfassendsten Restauration. Dabei erfuhr auch der wertvolle Bildschmuck, die Kostbarkeiten der Rainberg-Kapelle, eine völlige Erneuerung. Das Schreinbild (1607) St. Maria mit dem Kind (16. Jh.), Franz von Assisi (16. Jh.), Christkind (17.Jh.) und das Votivbild (1692) bekamen unter der Hand des akd. Malers neue Frische. Die beiden Altarflügel wurden im Atelier des Bundesdenkmalamtes in Wien restauriert.
Zur Patronin der Kapelle wurde die hl. Elisabeth Bona von Reute (Württemberg), im Volksmund die „gute Beth“ genannt, erkoren. Obwohl bis in die jüngste Zeit in Schriften stets als Kapelle der hl Elisabeth Bona bezeichnet, war sie dem Volke von altersher als Rochuskapelle geläufig.
St. Rochus, 1295 in Montpellier geboren, widmete sich auf seiner Reise nach Rom besonders den Pestkranken in Italien. Selbst von der Seuche befallen, zog er sich in eine Einöde zurück, wurde dann auf wunderbare Weise geheilt, und heilte dann durch Handauflegen und das Kreuzzeichen viele Seuchenkranke. Bald nach seinem Tode im Kerker zu Montpellier, in dem er als vermeintlicher Spion geworfen wurde, verehrte ihn die ganze katholische Welt als Helfer wider Pest und Seuchen.
Das Schreinbild stellt in sehr realistischer Weise den Martertod des Hl. Akazius und seiner Gefährten unter Kaiser Taikosanna in Nagasaki dar. Die Kunde davon brachten die Herren von Altmannshausen von ihren Fahrten in das Heilige Land. Sie ließen 1607 die bildliche Darstellung anfertigen. Als große Förderer und Gönner der Rainbergkapelle stifteten sie ihr das Bild mit den beiden Altarflügeln. Die beidseitig bemalten Tafeln mit den Darstellungen der damals im Volke populärsten Heiligen werden dem 15. Jh. zugeschrieben. Sie sind bedeutend kürzer als der Altarmittelteil und wurden wohl im Zuge der Altarerneuerung 1607 zugefügt.
Allerdings will ein Chronist durch Vergleich mit den Figuren von St. Anna zu Frommengärsch die Tafeln um 1607 entstanden wissen.
Das Bild der sterbenden hl. Elisabeth Bona und das des hl. Franziskus sind nicht zufällig angebrachte Ausschmückungen des Kapellenraumes.
Sie stehen insoferne in engster sinnvoller Beziehung zum Altarbild, als die hl. Elisabetz Bona und 23 Gefährten des hl. Akazius dem Orden des hl. Franziskus angehörten.
Schließlich sei noch erwähnt, dass die Kapelle nach Chroniken und auch im Volke als ungeweiht galt.
Dies war der Grund des Ansuchens des Pfarrers Amann aus dem Jahre 1941 an die Ap. Administratur in Feldkirch um Benedizierung und Erlaubnis zur Messfeier.

 

Fotos Innenraum: Friedrich Böhringer